Rock'n Rollig


Oh Mann, meine Welt ist gerade völlig aus den Fugen. Ich weiss gar nicht, was zur Zeit mit mir los ist. Ich stehe ständig unter Strom, bin unruhig und verwirrt. Ich muss die ganze Zeit laut Miauen und Gurren, was unsere Menschen nicht so toll finden - besonders in der Nacht! Aber ich kann einfach nicht anders. Und wenn ich schon nicht schlafen kann, dann sollen das unserere Menschen gefälligst auch nicht! Unsere Menschenfrau schaut mich immer so mitleidig an. Sie traut sich schon gar nicht mehr, mich zu streicheln, weil ich ihr dann immer gleich mein Hinterteil hinstrecke und den Schwanz zur Seite lege. Die Menschen wissen natürlich längst, was das zu bedeuten hat, und wundern sich, weil niemand damit gerechnet hat, dass wir Katzen rollig werden könnten. Schliesslich sind wir erst 6 Monate alt und es ist Winter (also nicht die richtige Jahreszeit, um Nachwuchs zu zeugen). Unsere Menschenfrau hat mir versprochen, dass dies das erste und einzige Mal ist, dass ich diesen unangenehmen Zustand durchmachen muss. Nach der Kastration - hat sie mir erzählt - werde ich nie mehr so "komisch drauf sein". Na, hoffen wir mal, dass das stimmt. Sonderlich angenehm finde ich die momentane Situation nämlich nicht...

Ach ja, Shari jammert mal wieder rum. Dabei kann ich ein Lied davon singen, wie das ist, wenn man rollig ist. Ich war nämlich etwa 2 Wochen vor Shari in der genau gleichen Situation. Nur habe ich mein Elend nicht so laut in die Welt raus geschrien. Ja klar, auch ich habe ständig miaut - was für mich sehr untypisch ist. Unsere Menschenfrau hat sich Ohropax besorgt, um nachts schlafen zu können. Aber abgesehen davon habe ich mich ganz anders verhalten als Shari. Ich bin vor meinen Menschen regelrecht davongelaufen, wenn sie auf mich zukamen. Streicheln wollte ich mich schon mal gar nicht lassen. Und der ganze Spuck war bei mir auch viel schneller vorbei. Ich glaube, es hat etwa 5 Tage gedauert, dann war die Welt für mich wieder in Ordnung. Aber Shari ist halt eher extrovertiert veranlagt. Sie braucht einfach mehr Aufmerksamkeit als andere. Wenn ihr jetzt glaubt, da spräche die Eifersucht aus mir, dann... habt ihr wahrscheinlich recht. Ich bin halt eher ein sanfter, genügsamer Typ, der nicht ständig im Mittelpunkt stehen muss. Und ausserdem muss ich auch nicht um die Zuneigung unserer Menschen buhlen, denn diese haben Shari und mich genau gleich lieb, auch wenn wir so verschieden sind.


Anmerkung der Redaktion:

Die Geschlechtsreife tritt bei unseren einheimischen Hauskatzen im Alter von 6 bis 8 Monaten ein. Waldkatzen (Maine Coon, Norwegische Waldkatzen, Sibirische Katzen und deren Point-Variante Neva Masquarade) gehören zu den grösseren Katzenrassen und brauchen länger, bis sie ausgewachsen sind. Sie gehören in der Regel auch in Bezug auf die Geschlechtsreife eher zu den Spätentwicklern.

Die Paarungs- und Fortpflanzungsbereitschaft der Katze ist insbesondere von der Länge des Tageslichts gesteuert. Unter natürlichen Bedingungen tritt eine Katze im Herbst aufgrund der kürzer werdenden Tage in eine sexuelle Ruhephase. Reine Wohnungskatzen jedoch, die täglich bis zu 14 Stunden Licht ausgesetzt sind, können zu jeder Jahreszeit rollig werden.

 

Livi und Shari wurden am 30.12.2015 im Alter von 6 Monaten kastriert.  Sie haben die Kastration gut überstanden und sind wohlauf.