Es war einmal ... ein Aquarium


Leute, so ein Katzenleben ist manchmal ganz schön aufregend. Besonders die letzten Wochen, denn da war ganz schön was los bei uns. Ständig waren fremde Menschen zu Besuch, oder es wurden Möbel weggeräumt und umgestellt. Auch laute, grosse Maschinen waren tagelang in Betrieb und haben Livi und mir Angst gemacht. Aber wir dürfen nicht jammern, denn schliesslich waren wir beide selber Schuld an dem ganzen Desaster. Und das kam so:

 

Angefangen hat das Elend am Ostermontag, den 28. März 2015, abends gegen 18:00 Uhr. Livi und ich hatten schon zu Abend gegessen und waren ein wenig zum Raufen aufgelegt. Unser Mensch sass vor dem Fernseher, die Menschenfrau hatte sich im Nebenzimmer vor den Computer gesetzt.

Da sich keiner um uns kümmerte, beschäftigten wir uns miteinander, indem wir uns ein bisschen zankten. Diese Prügeleien machen immer grossen Spass und sind begleitet von wilden Fang-mich-doch-Spielen. Wir tobten also voller Elan durchs Wohnzimmer, rasten den Kratzbaum hoch, sausten über den Catwalk und dann……

 

….. ein gewaltiger Knall - gleich einer Explosion - erschütterte das Wohnzimmer. Unsere Menschen schreckten beide hoch und waren mit einem Satz im Wohnzimmer. Sie bekamen nur noch einen riesigen Wasserschwall zu sehen, der sich aus dem Aquarium ins Wohnzimmer ergoss. Was war geschehen? Wir hatten bei unserer wilden Verfolgungsjagd den Kratzbaum ins Schwanken gebracht, so dass er umkippte und mit voller Wucht ins Aquarium stürzte. Dieses hatte keine Chance; es explodierte geradezu mit einem gewaltigen Knall und 260 Liter Wasser ergossen sich ins Wohnzimmer.

Unsere Menschen standen erst regungs- und fassungslos vor dem Aquarium, dann ging alles sehr schnell. Die Menschenfrau schnappte nach einem Eimer und fing an, überall nach zappelnden Fischen und Garnelen zu greifen. Ihr Mann schob Möbel zur Seite, wo er nur konnte, rannte nach einem Wischmopp und fing an, die Wassermassen aufzufangen. Es herrschte eine sagenhafte Hektik und Panik im Wohnzimmer. Livi und ich bekamen davon allerdings nichts mit, denn wir hatten uns beide von dem Knall so erschrocken, dass wir voller Panik wegrannten und uns im hintersten Eck versteckten. Livi harrte im Obergeschoss hinter dem Bett aus, während ich mich im Esszimmer hinter einem Möbel in die Ecke gequetscht hatte.

 

Unsere Menschen waren ganze 4 Stunden damit beschäftigt, das Wasser aufzufangen. Kübelweise trugen sie es nach draussen. Das Wasser suchte sich seinen Weg auch ins Untergeschoss und lief sowohl in den Keller wie auch in die Garage. Irgendwann zwischendurch einmal unterbrach die Menschenfrau die Arbeit und machte sich besorgt auf die Suche nach uns. Aber all ihre lockenden Rufe nützten nichts. Sie wurde langsam panisch, weil sie Angst hatte, dass wir uns verletzt haben könnten (sie selber hatte auch schon ein paar Schnittwunden an Füssen und Händen davon getragen, da ja überall Glassplitter herumlagen). Sie brauchte dann auch eine Weile, bis sie uns beide fand (verstört zwar, aber zum Glück völlig unverletzt). Sie trug uns dann erleichtert in unser Spielzimmer und steckte einen von diesen Beruhigungs-Dingern in die Steckdose (Feliway nennt sich das Ding).

 


Shari und ich haben uns dann mit der Zeit tatsächlich etwas beruhigt. Für unsere Menschen - und auch für uns beide - zog die Sache aber noch weitere Unannehmlichkeiten nach sich. Zwei Tage nach dem „Unfall“ standen eine Frau von der Versicherung und ein Mann von einer Trocknungsfirma bei uns im Hause, um sich den Schaden anzusehen. Jeder, der uns kennt weiss, dass wir es hassen, wenn Besuch kommt. Wir verstecken uns dann irgendwo im Haus und lassen uns nicht mehr blicken, bis die Leute weg sind.

 

Der Mensch von der Trocknungsfirma kam ein paar Tage später mit grossen Maschinen zurück. Er entfernte an diversen Stellen das zerstörte Parkett und bohrte ein paar Löcher in den Boden. Dort wurden dann Schläuche befestigt und zwei lärmige Maschinen angeschlossen. Luftentfeuchter nannten sie das. 18 Tage lang liefen diese Maschinen Tag und Nacht, um den Boden und die Wände auszutrocknen. Dabei veranstalteten sie einen Höllenlärm. Shari und ich trauten uns die ganzen Tage nicht mehr ins Wohnzimmer - wenn man das überhaupt noch Wohnzimmer nennen konnte. Die Möbel waren seit dem Unfall im ganzen Haus zerstreut. Wohnlich konnte man das ja wohl nicht mehr nennen. Erst jetzt, Mitte Mai, wird das beschädigte Parkett endlich ersetzt und der Boden nochmals komplett abgeschliffen und versiegelt. Das heisst, dass schon wieder fremde Leute kommen werden, und wir uns wieder stundenlang verstecken müssen (menno!). In etwa einer Woche werden dann endlich wieder normale Zustände bei uns herrschen.

 

Man soll ja stets in allem etwas Positives sehen. Das wollen wir jetzt auch machen und fassen zusammen, dass

  1. unsere Menschenfrau doch immerhin etwa 1/3 des Fischbestandes retten konnte und es innert 3 Tagen schaffte, die Fische und Garnelen (selbst die Riesen-Fächergarnelen) an neue Plätze zu vermitteln, und
  2. zwar kein neues Aquarium angeschafft wird, aber der nun leere Platz genutzt wird, um der 8-jährigen Mulan (Goldstaubtaggecko-Dame, Phelsuma laticauda) ein neues, etwas grösseres Regenwaldterrarium zu bauen. Mulan ist also die absolute Gewinnerin bei der Sache.

Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass es jetzt keine gemütlichen Stunden mehr gibt, die meine Menschenfrau und ich zusammen im Sessel vor dem Aquarium sitzen. Sie hat mich dabei oft im Schoss liegen gehabt und gekrault, während sie die Fische beobachtete. Das war immer sehr gemütlich und hat uns beiden gefallen.

 

Tja, so kann's gehen. Mit uns Katzen wird es halt nie langweilig - und mit gewissen Verlusten muss man halt einfach rechnen. Das tut der Liebe unserer Menschen uns gegenüber auch keinen Abbruch. Obwohl der Verlust des Aquariums die Menschenfrau einigen Kummer und Tränen gekostet hat (sie pflegte es schon seit 10 Jahren), so ist sie uns nicht böse deswegen. Que sera, sera.