"Nur Blödsinn im Kopf"


Meine Schwester und ich dösen ja ziemlich viel am Tag, aber wenn wir wach sind, geht hier die Post ab. Wir haben inzwischen schon die ganze Wohnungseinrichtung auf deren Knabbertauglichkeit überprüft. Jeder Gegenstand wurde bereits auf Standfestigkeit und Stabilität getestet. Sämtliche möglichen und unmöglichen Liegestellen im Wohnzimmer wurden einer Bequemlichkeitskontrolle unterzogen (wobei wir auch gerne mal einfach nur auf dem harten, aber kühlen Marmor- und/oder Glastisch im Wohnzimmer liegen).  Wenn unsere Menschenfrau das Katzengras mit der Wasserflasche besprüht, liege ich gleich mit Wonne auf der ganzen Pflanze drauf, was mir persönlich grossen Spass macht, der Pflanze jedoch den letzten Lebenswillen aushaucht. Unsere Menschenfrau steht dann nur daneben, schüttelt seufzend den Kopf und schreibt in ihr kleines Notizbuch: "Neues Katzengras besorgen".

Aber natürlich liegen wir nicht nur faul in der Gegend rum, sondern springen auch überall drauf, drunter und drüber. Unsere Menschen können manchmal gar nicht fassen, wie hoch wir aus dem Stand heraus springen können. Naja, nicht immer landen wir dann sicher auf allen Vieren. Es gibt wohl kaum ein Möbel hier, von dem wir nicht schon heruntergefallen sind, weil wir beim Absprung noch nicht wussten, wie der Landeplatz da oben aussieht. Aber passiert ist uns dabei zum Glück noch nie etwas.

Auch im Anknabbern sind wir einsame Spitze. Shari findet z.B. Klettverschlüsse total klasse. Da wendet sie ihre ganze Kraft und Energie an, um diese widerspenstigen Dinger aufzukriegen. Auch Papier knabbert sie gerne an, besonders die Ecken von Zeitschriften oder Notizblöcken.

Es gibt wohl kaum etwas hier im Haus, das wir nicht schon umgestossen, angeknabbert oder mit den Krallen bearbeitet hätten. Aber das muss so sein, denn schliesslich gehört das hier alles uns!


Ja, Livi hat schon recht; wir haben bisher die ganze Wohnung unter die Lupe bzw. die Krallen genommen. Nicht alles hat den Katzen-TÜV bestanden. Manchmal scheuchen uns unsere Menschen auch weg, zum Beispiel wenn wir irgendwo rumbalgen, wo es gefährlich werden könnte. Diese Menschen sind manchmal richtige Spielverderber! Andererseits muss man auch sagen, dass sie unseren Sperenzchen mit grossem Humor begegnen. Oft beobachten Sie uns einfach und lachen über unser tapsiges Verhalten. Und wie die sich freuen können, wenn wir mal einfach so auf sie zugehen und eine Streicheleinheit verlangen! Die Menschenfrau kämmt uns auch immer mal wieder. Das ist soweit ganz OK und wir honorieren es mit lautem Geschnurre, nur, wenn sie uns an den Bauch will, werden Livi und ich zickig und möchten nicht mehr mitmachen. Naja, Livi ist da etwas geduldiger als ich. Sie zappelt nur ein bisschen rum, während ich dann schon mal ein leichtes Beissen andeute, als Vorwarnung sozusagen. Aber nach dem Kämmen gibt es dafür ein Leckerchen und wir werden nochmals ausgiebig gestreichelt, bis unser Fell wieder genau so unordentlich aussieht wie vorher... .

Kürzlich hat Livi den Vogel abgeschossen, als sie über die Tastatur des Laptops lief, während unser Mensch gerade auf einer Shopping-Seite am Rumstöbern war. Ich habe noch seinen anschliessenden Ausruf im Ohr: "Na Livi, was haben wir jetzt alles bestellt?".

Fast noch besser war, als Livi und ich uns im Katzenzimmer im Gardinenkasten unter der Decke versteckten. Unser Mensch war nur kurz aus dem Raum, und als er zurückkam, fand er uns nicht mehr. Da wir den Aufstieg in den Gardinenkasten bisher noch nie benutzt hatten, kam unser Mensch natürlich auch nicht auf die Idee, uns dort oben zu suchen. Statt dessen lief er (erst noch entspannt, dann immer hektischer werdend) durchs ganze Haus und suchte an allen möglichen Stelle. Vor seinem geistigen Auge sah er wohl schon die schlimmsten Szenarien darüber, was uns alles zugestossen sein könnte. Als er uns schliesslich friedlich dösend im Gardinenkasten entdeckte, war ihm die Erleichterung schon deutlich anzumerken. Als er der Menschenfrau abends davon erzählte, freute die sich ungemein darüber, dass wir den Platz an der Decke nutzten. Es war nämlich eine heiden Arbeit gewesen, die Wand mit einem Sisalteppich zu bespannen, damit wir Katzen überhaupt dort oben hin kommen.