Knabberzeugs


Das Leben wäre nur halb so schön, gäbe es nicht all die vielen schönen Dinge zum Knabbern. Heute zum Beispiel hat uns unsere Menschenfrau mit selbstgemachtem Trockenfleisch bestochen. Hmmm, Hirsch-Fleisch! Manchmal lässt sie auch extra für Livi und mich ein paar Heimchen oder Grillen laufen. Sie macht das, wenn diese für den Gecko zu gross geworden sind und nicht mehr in seinen Mund passen. Statt die Insekten in den Garten zu entlassen, schenkt sie uns diese. Natürlich weiss sie, dass Livi und ich total entzückt sind von diesem Spiel. Es ist gar nicht so einfach, die kleinen flinken Dinger zu erwischen. Sie hüpfen völlig unberechenbar in der Gegend herum und sind kaum totzukriegen. Aber am Schluss siegen meistens wir Katzen und verspeisen unseren leckeren Eiweiss-Happen genüsslich. Gut, die eine oder andere Grille verschwindet schon mal unter dem Wohnzimmerschrank. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie da wieder hervorkommt, und dann heisst es:

                                     Hasta la vista, Baby!

Shari verschweigt aber mal wieder, dass sie eigentlich viel lieber an Nicht-Essbarem herumknabbert. Zum Beispiel an den Schuhen des Mannes ("Ja, haben wir denn jetzt einen Hund?!") oder an den Zimmerpflanzen, die nicht für uns Katzen gedacht sind. Sie ist in dieser Beziehung unbelehrbar. Sie schaut sich genau an, was die Menschen nicht zerkaut haben möchten, und macht sich dann mit Wonne daran, genau dieses zu zerbeissen. Auch jegliche Art von Klettverschlüssen findet sie super, auch wenn diese ziemlich zäh sind und guten Widerstand leisten. Ich für meinen Teil bin ja ziemlich brav. Ich zerkaue so gut wie nichts. Gut, das ist jetzt ein bisschen geflunkert. Auf unserem Wohnzimmertisch steht ein Kerzenständer, den der Vater unserer Menschenfrau aus einem gefundenen Wurzelstück gebaut hat. Unsere Menschenfrau hängt sehr an dem guten Teil - und ich auch! Ich liebe es, an dem Holz herumzuknabbern. Aber ich muss aufpassen, dass unsere Menschenfrau mich nicht dabei erwischt, denn sonst wird sie böse und scheucht mich weg. Wie gut, dass sie tagsüber ausser Hause ist; dann kann ich genüsslich meinem Hobby frönen...